GENDER UND PATRIARCHALE GEWALT

Gegen welche Gewalt richtet sich Wen-Do?

Wen-Do richtet sich gegen patriarchale Gewalt, und zwar gegen Gewalt an Frauen, nicht-binären, trans, agender und inter Personen.*

Diese Personen erleben Gewalt, weil sie als Mädchen oder Frauen gelesen werden, weil sie weiblich sozialisiert wurden, oder weil sie nicht in ein gängiges Geschlechter-Raster passen.

Betroffene von patriarchaler Gewalt haben also eines gemeinsam:  Sie erfahren Gewalt aufgrund von Geschlecht bzw. Geschlechter- vorstellungen.

Natürlich erleben auch Cis-Männer* Gewalt – und zwar  hauptsächlich von anderen Männern – , diese richtet sich aber nicht per se gegen ihr Geschlecht. Wir sind uns einig: Das Patriarchat ist schlecht für alle!

Was ist das Patriarchat denn??

Das Patriarchat bezeichnet eine Geschlechterordnung, in der Cis-Männer das Sagen haben und Gewalt besonders gegen andere Geschlechter eingesetzt wird, damit dies so bleibt.

Zum Patriarchat gehört die Vorstellung, dass es nur zwei Geschlechter, nämlich Männer und Frauen, gibt, und dass die Männer den Frauen überlegen seien. So haben fast überall auf der Welt Cis-Männer mehr politische und wirtschaftliche Macht als Frauen und andere Geschlechter.

Das Patriarchat ist aber nichts «Natürliches», es ist ein soziales System, und es kann deswegen auch wieder abgeschafft werden – mit vereinten Kräften.

Wen-Do wirkt gegen patriarchale Gewalt!

Patriarchale Gewalt hat viele Formen:

Beispiele, wie Wen-Do wirkt:

Psychische Gewalt

  • Erkennen von Gaslighting, wenn dich also jemand gezielt verunsichert und deine Wahrnehmung manipuliert
  • Wo können wir bei Stalking Hilfe holen

Körperliche Gewalt

  • Wie kann ich mich in einer Notsituation befreien
  • Wie kann ich einen körperlich überlegenen Angreifer abwehren

Sexualisierte Gewalt***

  • Was tun gegen Catcalling
  • Wie kann ich mich bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz wehren
  • Erkennen von Grenzüberschreitungen in Beziehungen

Soziale Gewalt

  • Wir machen uns Mut, darüber zu sprechen
  • Wir werden laut, wenn unser soziales Umfeld eingeschränkt wird

Gesellschaftliche Gewalt

  • Wir diskutieren Geschlechterrollen
  • Wir hinterfragen gesellschaftliche (Cis-/Hetero-)Normen und wissen, dass wir ausbrechen und uns unkonform verhalten dürfen, sei dies in alternativen Familien- und Beziehungsmodellen, als singuläre Frau zu leben, oder in der Kritik von Schönheitsidealen, die unseren Selbstwert angreifen

Wirtschaftliche Gewalt

  • Wir vermitteln Beratung bei einem Arbeitsverbot
  • Wir offerieren Kursgeldreduktion für armutsbetroffene Teilnehmende

Strukturelle Gewalt

  • Wir besprechen Benachteiligung bei Behörden und in der Arbeitswelt
  • Wir problematisieren frauenfeindliche Medien
Gewalt ist ein Machtproblem! Personen, die von weiterer Diskriminierung wie z.B. Rassismus, Queerfeindlichkeit, oder Behindertenfeindlichkeit betroffen sind, erleben nochmals verstärkte patriarchale Gewalt.

***Wir verwenden den Begriff «sexualisierte Gewalt» anstatt «sexuelle Gewalt», um zu betonen, dass es nicht um Sex geht, sondern um eine Machtdemonstration. Ziel ist keine gemeinsame Sexualität, sondern eine Person zu erniedrigen.

💜 Was leistet Wen-Do also? 💜

  1. Sensibilisierung, Aufklärung und Wissens-vermittlung zu patriarchaler Gewalt, und zwar auf individueller wie auf struktureller Ebene

  2. Die Vermittlung von ganz praktischen Tools (verbale Strategien wie Schlagtechniken), um sich im Alltag gegen patriarchale Gewalt zu wehren

  3. Die Stärkung von Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein, das Vertrauen in die eigene Grenzwahrnehmung und -setzung und das Aufbrechen von Schuld- und Schamgefühlen bei Gewalterfahrung

IST WEN-DO ETWAS FÜR DICH?

Wen-Do richtet sich an Frauen und Mädchen (cis/trans), Trans, Inter, Nichtbinäre und Agender Personen. Sie alle erleben patriarchale Gewalt und Sexismus, weil sie als Mädchen oder Frauen gelesen werden, weil sie weiblich sozialisiert wurden, oder nicht in ein gängiges Geschlechter-Raster passen.

Wen-Do bemüht sich, möglichst geschützte Räume zu schaffen, in denen Du Deine Stärken erleben kannst. Du lernst, Dich im Alltag und in Extremsituationen gegen diese Gewalt, Belästigung und Diskriminierung zu wehren.

Geschlechtliche Vielfalt im Wen-Do

 

Im Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt befindet sich Wen-Do Schweiz in einem Lernprozess. Welche Gender finden sich in Wen-Do wieder? Welche Personen fühlen sich in welcher Kursgruppe sicher? Und wer leitet die Kurse an?1 

Ziel ist es, dass sich alle Teilnehmenden abgeholt fühlen. Wir freuen uns über Anregungen und Kritik, damit wir unsere Angebote kontinuierlich verbessern können. 

LET’S TALK!

Hast Du Fragen oder Unsicherheiten? Möchtest Du herausfinden, ob Wen-Do für dich passt? Kontaktiere uns per Mail, Chat oder Telefon.

1Trainerinnen, die cis Frauen sind, möchten nicht für sich in Anspruch nehmen, andere Gender-Realitäten zu kennen bzw. abzudecken.

 

GLOSSAR

Aus: www.queer-lexikon.net

Agender

Menschen, die kein Geschlecht haben, sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen oder mit dem Konzept von Geschlecht nichts anfangen können, können sich agender nennen.

Cis

«Cis» ist das Gegenstück zu «trans». «Cis» wird benutzt, um auszudrücken, dass eine Person das Geschlecht hat, dem sie bei der Geburt aufgrund der Genitalien zugewiesen wurde.

Cis Frau

Eine cis Frau ist eine Person, die bei der Geburt dem weiblichen Geschlecht zugewiesen wurde und sich auch als Frau identifiziert.

Inter

Inter Menschen sind Menschen, deren körperliches Geschlecht (beispielsweise die Genitalien oder die Chromosomen) nicht der medizinischen Norm von «eindeutig» männlichen oder weiblichen Körpern zugeordnet werden kann, sondern sich in einem Spektrum dazwischen bewegt. Bis heute werden die Genitalien von inter Kindern nach der Diagnose operativ einem der beiden der medizinischen Norm entsprechenden Geschlechter angeglichen. Dies geht teilweise mit erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen und psychischen Problemen einher.

Nichtbinär

Nichtbinär ist ein Geschlecht. Als nichtbinär können sich Menschen bezeichnen, die nicht (oder nicht zu 100%) Mann oder Frau sind. Stattdessen ist ihr Geschlecht beispielsweise beides gleichzeitig, zwischen männlich und weiblich, oder weder männlich noch weiblich. Manche nichtbinäre Menschen verorten sich ganz ausserhalb des binären Systems, manche haben gar kein Geschlecht (agender), etc.

Queer

Im Englischen war «queer» lange Zeit ein Schimpfwort, insbesondere gegenüber schwulen Männern. Wie viele andere Begriffe, die ursprünglich abwertend gemeint waren, haben sich queere Menschen das Wort zurückgeholt und es positiv umgedeutet. Heute wird der Begriff positiv als Selbstbezeichnung gebraucht, vor allem von Menschen, die ihre Identität als «ausserhalb der gesellschaftlichen Norm» ansehen. Auch für Menschen, die sich nicht komplett sicher sind, was ihr Geschlecht oder ihre Orientierung ist, ist «queer» eine nützliche Beschreibung. Ausserdem kann queer als Überbegriff für Menschen benutzt werden, die nicht in die romantischen, sexuellen und/oder geschlechtlichen Schubladen der Gesellschaft passen.

Queerfeindlichkeit

Queerfeindlichkeit ist die Diskriminierung von queeren Menschen. Sie zeigt sich z.B. durch Ablehnung, Wut, Intoleranz, Vorurteile oder körperliche bzw. psychische Gewalt.

Trans

Menschen, die nicht das Geschlecht sind, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, sind trans. Trans Menschen können sowohl binär (also Mann oder Frau) als auch nichtbinär sein. Trans* ist ein Oberbegriff für verschiedene Transidentitäten.

Trans Frau

Eine mögliche Bezeichnung für Frauen, denen bei der Geburt ein männliches Geschlecht zugewiesen wurde, die sich aber selbst als Frauen definieren. In vielen Fällen ist es unnötig zu erwähnen, dass eine Person transident ist; die Bezeichnung «Frau» ist ausreichend, wenn sich die Person damit wohlfühlt. Für uns ist es wichtig, auf die Existenz von Trans*Personen aufmerksam zu machen und über Diskriminierung sprechen zu können. Deswegen erwähnen wir in unseren Texten bewusst, dass Menschen transident sind. In einigen Fällen ist es Menschen wichtig hervorzuheben, dass sie Trans*Personen sind, weil ihre Transidentität ein wichtiger Teil ihrer Identität ist.

 

Quellen:

 
 
Dieser Text wurde im Herbst 2023 vom Netzwerk Wen-Do Schweiz unter Mitarbeit des Vereins Wen-Do Basel verfasst.